Coucou und Kultursubventionnen
In der Kulturszene ist aktuell grosse Verunsicherung zu spüren. Der Prozess für die neuen Subventionsverträge, welche per 1.1.2025 in Kraft treten werden, ist sehr aktuell und erste Entscheide sind offensichtlich bereits getroffen worden. Das Kulturmagazin Coucou hat Ende Oktober auf Social-Media unter dem Motto „Stell dir vor, es passiert Kultur und keine*r kriegt‘s mit“ eine Info-Kampagne gestartet.
Worum geht’s? Das Coucou wurde 2012 gegründet und ist zu einem stadtweit anerkannten Kulturmagazin geworden, welches 10x jährlich viele kulturelle Hintergrund-Informationen liefert und den monatlichen Kulturkalender für die Stadt publiziert. Das Coucou bietet Plattformen und ist ein Zusammenspiel der kulturellen Institutionen und fördert mit seinem grossen, mehrheitlich freiwilligen Engagement das kulturelle Zusammenleben in unserer Stadt. Dies hat auch die Stadt erkannt, so hat das Kulturmagazin 2021 für sein Engagement den Kulturpreis erhalten. Ein klares Zeichen und Wertschätzung dafür, was dieses zur Sichtbarkeit und Kulturvermittlung in Winterthur leistet. Seit 2018 publiziert das Coucou auch den Kulturkalender und die Stadt konnte so ihre 20%-Stelle einsparen.
Das Coucou finanziert mit Abonnements und Inseraten 2/3 seiner Ausgaben selbst. Über 500 Stunden monatliche Freiwilligenarbeit stehen 215 Stellenprozente bezahlter Arbeit gegenüber, welche auf 11 Personen aufgeteilt sind. Fr. 70‘000.00 ist der Betrag, auf den das Kulturmagazin jährlich angewiesen wäre. Dies, um neben den Löhnen, die Infrastrukturkosten, sowie die Ausgaben für den Druck und den Versand des Magazins zu finanzieren. Es sind die Fr. 70‘000.00, welche der Subventionsvertrag enthalten hätte. Nachdem das Coucou in den letzten Jahren von der Stadt Projektbeiträge erhalten hat, wurde vom Amt Kultur empfohlen, einen Antrag für einen Subventionsvertrag einzureichen. Und noch im Juli erhielt das Coucou die Nachricht, dass die Zeichen für einen Subventionsvertrag gut stünden. Doch nun gab es trotzdem eine Absage, begründet mit dem Spardruck (immer die gleiche Leier, also nicht Neues) und damit, das Coucou gehöre nicht in die Sparte Kultur, sondern in den Journalismus. Was für eine seltsame Begründung. Das Coucou berichtet ausschließlich über Kultur. Und es würde wohl niemandem einfallen, anderen von der Stadt unterstützten Medien auf der Grundlage der Abstimmung zur Medienförderung die städtischen Beiträge zu streichen. Und sollte es wirklich Gründe geben, dass das Coucou die Bedingungen für einen Subventionsvertrag nicht erfüllt, soll doch das Amt für Kultur Alternativen anbieten, wie die Finanzierung des Kulturmagazins verbindlich gesichert werden kann, etwa z.B. über eine Leistungsvereinbarung.
Das Coucou ist eines der zahlreichen Beispiele in Winterthur, für hohes Engagement an Freiwilligenarbeit. Doch Freiwilligenarbeit hat irgendwann eine Grenze und diese ist in Winterthur v.a. in der Kultur erreicht. Muss das Coucou weiterhin jährlich um einen städtischen Beitrag bangen, wird dem engagierten Team der Schnauf ausgehen und es wird das beliebte Kulturmagazin wohl bald nicht mehr geben. Studiert man das Stadt-Budget 2024 und insbesondere die knappen Kulturausgaben (z.B. ist geplant, die Projektbeiträge zu kürzen), ist zu befürchten, dass auch andere Kulturinstitutionen in Existenznöte kommen werden und so die Kultur in Winterthur langsam zerbröckelt.
Die SP versteht den grossen Frust und die Enttäuschung in der Kulturszene. Die Kulturschaffende leisten Tausende von Stunden Freiwilligenarbeit für unsere Stadt und als Belohnung werden die, sowieso tief angesetzten, städtische Beiträge gekürzt oder gar nicht erst gesprochen.
Man stelle sich vor, die Freiwilligen in der Kultur kündigen ihr Engagement; was würde dann vom kulturellen Leben in dieser Stadt noch bleiben? Wollen wir dies wirklich riskieren oder endlich die Augen öffnen und den kulturellen Organisationen den finanziellen Beitrag zusichern, welcher in anderen Städten eine Selbstverständlichkeit ist? Vor nicht allzu langer Zeit haben wir in diesem Parlament die Kulturverordnung verabschiedet und damit ein Zeichen für die Kultur gesetzt. Aber was nützt ein Fetzen Papier, wenn damit keine verbindlichen Leistungen verbunden sind. In diesem Sinne fordert die SP Respekt vor der Arbeit der Kulturschaffenden dieser Stadt und Sorgfalt bei der weiteren Behandlung der Subventionsverträge. Und insbesondere auch eine transparente Kommunikation.
Sparen kann doch nicht das einzige Thema in dieser Stadt Winterthur sein!