SP weiterhin auch für Arbeiterschaft

Die SVP hat öffentlich gerügt, städtische Angestellte in Quarantäne müssten Überzeit und Ferienguthaben hergeben. Der Landbote schreibt dazu, die SP sähe darin kein Problem. Mit dieser verkürzten Aussage wirft man der SP nun in einem Leserbrief vor, wir hätten uns von der Arbeiterschaft abgewandt.

Das Gegenteil ist wahr, Herr Bartholdi. Ich wurde am selben Tag von Radio Top zur gleichen Sache befragt und sagte vordergründig das Gegenteil: Ich gebe der SVP Recht, falls die Aussagen generell stimmen. Es gibt aber keinen innerparteilichen Widerspruch, denn der SP-Präsident sagte nur, er gehe davon aus, die Stadt halte sich an die rechtlichen Vorgaben. Ich bin da vielleicht etwas skeptischer (gewerkschaftlicher?). Deshalb haben wir die Frage sofort aufgenommen und dem Personalamt offiziell gestellt. Zu Ihrer und meiner Beruhigung: Es ist kein generelles Problem. Nur wo Homeoffice in Quarantäne nicht möglich ist, werden in Einzelfällen «übermässig» angesparte Ferienguthaben angetastet, für die eine Auszahlungspflicht mindestens fraglich ist. Wir werden aber hartnäckig nachfragen, bis die Frage rechtlich einwandfrei geklärt ist.

 

Die SVP hat einen medialen Coup gelandet und ich freue mich, dass sie sich für das Personal einsetzt. Im Rahmen der Budgetdebatte erlebe ich allerdings das Gegenteil: Die SVP hat als Teil der Sparallianz das Budget 2021 ohne Beratung zurückgewiesen und den Stadtrat zu einem neuen «Black-Friday-Budget» genötigt. Der städtischen Verwaltung hat sie damit Mehrarbeit auferlegt und Mehrkosten verursacht. Zweitens muss Winterthur jetzt mit einem Notbudget leben, was die Arbeit des Personals massiv erschwert – fragen Sie mal bei den Schulen nach. Und drittens wurden auf bürgerlichen Druck hin notwendige Stellen gestrichen und die Lohnsumme um eine Million gekürzt. Personalknappheit und genereller Lohnstopp also, obwohl in Corona-Zeiten sehr viel Zusatzarbeit geleistet wird – fragen Sie mal bei den Altersheimen nach! Wo bleibt da die Arbeitnehmerfreundlichkeit?

Es ist die SP, die mit ihrem Antragspaket (siehe Landbote vom 6. Januar) wieder mehr Stellen und mindestens bescheidene Lohnerhöhungen fordert. Wir kämpfen dafür, obwohl der Landbote die Chancen wegen der bürgerlichen Gemeinderatsmehrheit als gering einschätzt. Die SP ist höchstens «bürgerlich» im Sinn, dass sie sich für alle Bürgerinnen und Bürger einsetzt (ja, auch für das Gewerbe), aber wir setzen weiterhin klar andere Prioritäten als die Bürgerlichen: Für eine solidarische, umwelt-, lebens- und menschenfreundliche Stadt!

 

Ich würde mich freuen, wenn sich Wählerinnen und Wähler im Frühling 2022 daran erinnern.

 

Roland Kappeler, Fraktionspräsident SP, Winterthur

(Leserbrief, Landbote vom 11. Januar 2021