Stecker-Solaranlagen? Kä Luscht!

Philippe Weber über Stecker-Solaranlagen und weshalb er wieder einmal enttäuscht ist.

Im Kampf gegen den Klimawandel zählt jede Kilowattstunde Strom, welche aus erneuerbaren statt fossilen Quellen gewonnen wird. Es macht also Sinn, dass PV-Anlagen gefördert werden, und dafür gibt es auch Zustupf sowohl vom Bund als auch von Stadtwerk Winterthur. Doch: PV-Anlagen können nur von Eigentümer:innen auf ihren Ein- oder Mehrfamilienhäusern installiert werden. Haben Personen, welche zur Miete wohnen also keine Möglichkeit, eigenen Solar-Strom zu produzieren und zu verwenden, wenn die Eigentümerschaft keine PV-Anlage aufs Dach installieren kann oder will? Doch, im Prinzip schon: Sogenannte Stecker-Solaranlagen können ganz einfach am Balkon oder im Garten angehängt oder aufgestellt werden und können den produzierten Strom direkt in den eigenen Stromkreislauf einspeisen. Somit könnte zumindest an sonnigen Tagen problemlos der Kühlschrank und der Fernseher klimaschonend und günstig betrieben werden.

 

Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) haben im vergangenen Herbst für ihr Kund:innen eine Aktion gestartet, bei welcher solche Stecker-Solaranlagen mit massiven Rabatten bezogen werden konnten. Die Aktion war so erfolgreich, dass die EKZ sie verlängerte und viel mehr Anlagen verkauften als zuerst gedacht.

„Wieso so etwas nicht auch in Winterthur?“ dachten wir uns und haben eine Schriftliche Anfrage an das Departement Technische Betriebe (DTB) gestellt, in welcher wir wissen wollten, ob so eine Aktion in Winterthur nicht auch möglich wäre, und wenn nicht, ob Stadtwerk Winterthur wenigstens bereit wäre, eine Informationskampagne zu dem Thema zu lancieren. Denn es ist nicht nur der Anschaffungspreis, welcher verhindert, dass mehr solche Anlagen in Betrieb sind, sondern die meisten Menschen wissen erst gar nicht, dass es diese Möglichkeit gibt.

Die Antwort des DTB war leider sehr ernüchternd. Eine solche Aktion sei nicht möglich, die Vertriebskanäle würden fehlen. Dieser Teil ist noch einigermassen nachvollziehbar. Auf die Frage nach einer Informationskampagne wurde lapidar geantwortet, dass es nicht die Aufgabe der Stadt sei, Produkte privater Firmen zu bewerben. Nein liebes Stadtwerk, das ist es nicht. Aber: es ist eure Aufgabe, nicht nur die Grundeigentümer:innen zu umwerben und ihnen PV-Anlagen schmackhaft zu machen, sondern auch Mieter:innen in ihrem Kampf gegen den Klimawandel und einen belastend hohen Strompreis zu unterstützen. Denn so sind die Mieter:innen einmal mehr der Willkür der Grundeigentümer:innen ausgesetzt.

 

Dass hier einmal mehr eine „Kä-Luscht“-Haltung aus dem DTB spürbar ist, ist beängstigend in Anbetracht dessen, was dieses Departement in den nächsten Jahren für die Energiewende leisten sollte. Es bleibt zu hoffen, dass der Knopf noch platzt und man im Departement auch mal über den Tellerrand hinausschaut.